Euregio.Net seit 11 Jahren online

Am 24. August 1995 ging die erste Website von Euregio.Net AG online. Damals bestand die minimalistische Site nur aus Text und einigen Links. Euregio.Net wurde im Juli 1995 nach einer langen Vorbereitungsphase als erster ostbelgischer Internet-Provider gegründet.

Hier folgt nun ein kurzer Überblick über die Geschichte von Euregio.Net, sowie Informationen zur Zukunft des ostbelgischen Internet.

Vorgeschichte

Im Jahr 1995 gab es noch keine lokalen Internetanschlüsse in den Ostkantonen. Da die Gründer von Euregio.Net selber Internet benötigten für ihre internationalen Kontakte, wurde die notwendige Infrastruktur in Wirtzfeld installiert und somit allen Ostbelgiern die Möglichkeit gegeben, über die Zone 080 ins Internet zu gelangen. Vorher war es nur möglich, sich in Leuven oder Brüssel einzuwählen.

Im Frühjahr 1995 unterbrach Jochen Savelberg sein Informatik-Studium in Lüttich und flog in die USA um sich dort in Boston und San Francisco weiterbilden zu lassen, und somit das notwendige technische Know-How zu erlangen, das ein Internet Service Provider benötigt.

Derweil sondierte Hubert Savelberg den Markt in Ostbelgien, besuchte die grossen ISP’s, die in Belgien schon bestanden (z.B. EUnet/PING, INnet, Perceval, Interpac) und erstellte den Businessplan für das eigene ISP-Geschäft.

Zu dieser Zeit waren die Telefonkosten noch sehr hoch, wenn man in eine andere Zone telefonierte. Belgien war in ca. 20 verschiedene Telefonzonen aufgeteilt. Je nach Abstand zwischen den Zonen stiegen die Telefonkosten. Ein Gespräch in der gleichen Zone oder in die Nachbarzone war noch verhältnismässig günstig. Darum wurde entschieden, dass die Zone 080 als erstes ans Internet angeschlossen werden sollte. Dadurch konnte die Zone 087 als Nachbarzone auch günstiger ins Internet.

Erste Infrastruktur

Die erste Internet-Installation in Wirtzfeld im August 1995 sah wie folgt aus:

  • Telebit Netblazer ISDN Router
  • Cisco 2511 Access Server
  • 8 SupraFax Modems (14.4 Kbps)
  • PC 468 mit FreeBSD 2.2 (badguy.euregio.net)
  • Apple Workgroup Server 8150 (www.euregio.net)

Diese Installation wurde über ISDN mit dem Datacenter von Perceval in Brüssel verbunden. Wenn sich jemand in Wirtzfeld einwählte, dann wurde die ISDN-Verbindung nach Brüssel geöffnet. Wenn jemand aus dem Internet die Webseiten von Euregio.Net besuchen wollte, dann wurde die Leitung von Brüssel geöffnet. Sobald der Datenverkehr für 5 Minuten stoppte, wurde die Leitung wieder geschlossen.

Für die Ostbelgier sah die Funktionsweise wie folgt aus:

  1. Der PC des Kunden wählt die Nummer in Wirtzfeld.
  2. Der Anruf wird von einem SupraFax-Modem angenommen.
  3. Der Benutzername und Passwort wird über den Cisco zum FreeBSD-Server geschickt.
  4. Der FreeBSD-Server kontrolliert, ob das Internet-Abonnement aktiv ist.
  5. Der Cisco bestätigt dem Kunden, dass seine Verbindung gestartet werden kann.
  6. Der Kunde surft zu www.euregio.net und klickt auf einen Link.
  7. Der Klick zu einem externen Server öffnet die ISDN-Leitung nach Brüssel auf dem Telebit Netblazer und von dort ins weltweite Internet.

Im weltweiten Internet wurden folgende Schritte durchgeführt:

  1. Ein Web-Benutzer klickt auf einen Link zur Website von Euregio.Net.
  2. Der Klick kommt in Brüssel auf einem Telebit Netblazer an.
  3. Der Netblazer öffnet die ISDN-Leitung nach Wirtzfeld.
  4. Der Webserver von Euregio.Net erhält den Klick und schickt die entsprechende Seite zurück.

In der Anfangsphase wollte Euregio.Net die Kosten einer Standleitung umgehen, indem eine ISDN-Leitung verwendetet wurde, die nur bei Bedarf geöffnet wurde. Allerdings machten einige Mitarbeiter von Belgacom das Team von Euregio.Net darauf aufmerksam, dass dies gewisse Risiken mit sich bringen könnte.

Im Januar 1996 bekam Euregio.Net dann die Rechnung präsentiert: 400.000 BEF plus MWSt. für die Verbindung von Brüssel nach Wirtzfeld während zwei Monaten. Die „netten“ Leute bei Interpac (einer Tochtergesellschaft von Belgacom) hatten „vergessen“ ein Script abzuschalten, dass alle 10 Sekunden ein Ping auf unseren Webserver schicken und somit die Leitung ständig offen hielt.

Road-Show und Werbung

Die Vorbereitungen für die Präsentation von Euregio.Net liefen auf Hochtouren. Die eigenen Internet-Webseiten mussten erstellt werden, während die Technik durch „Early Adopters“ (Erstanwender, die ein Produkt in der Testphase ausprobieren) auf Herz und Nieren geprüft wurde. Ausserdem wurde die Marketing-Kampagne von Media-Planning und Erwin Kirsch Design erstellt. Das allseits bekannte Euregio.Net Logo wurde von Jochen Savelberg entwickelt.

Die Pressekonferenz „Internet zum Ortstarif in Ostbelgien“ zum Start von Euregio.Net fand am 11. September 1995 im Jünglingshaus in Eupen statt. Anwesend war die lokale Presse und Mitglieder des RDG (u.a. Medienminister Karl-Heinz Lambertz). Damit war das Zeitalters des Internet in Ostbelgien gestartet.

In der Tageszeitung und den Wochenblättern wurden regelmässig Anzeigen geschaltet, worin auf das Internet aufmerksam gemacht wurde. Zu diesem Zeitpunkt standen noch sehr viele Leute der digitalen Autobahn skeptisch gegenüber. Das Internet wurde als „Teufelswerk“ verschrien, wo sich nur Pädophile und andere skurille Gestalten rumtrieben.

Euregio.Net wollte die positiven Punkte des weltweiten Netzwerkes hervorheben.

Hubert Savelberg entschloss sich, das Internet den Menschen in Ostbelgien durch Informationsabende näher zu bringen. Während des ersten Jahres der Euregio.Net-Aktivität tingelte er zweimal pro Woche durch die ostbelgischen Kneipen und Vereinshäuser um dort das Internet live zu präsentieren und Fragen zu beantworten.

In seinem Gepäck befanden sich ein Macintosh Performa 5200, ein SupraFax Modem, 50m Telefonkabel, ein VGA-Projektor und eine Leinwand. Der Projektor kostete damals noch so viel wie ein neuer Opel Corsa…

Mehr als 100 solcher Veranstaltungen fanden in der Anfahngszeit von Kelmis bis Ouren statt. Tausende Menschen konnten selber ausprobieren, wie das Internet funktioniert: E-Mail, World Wide Web, WAIS,…

Eine gute Gelegenheit einer breiten Masse das Internet vorzustellen bot sich zur Einweihung des neuen BRF Funkhauses am Eupener Kehrweg. Während des Wochenendes der Offenen Tür standen Euregio.Net Räumlichkeiten zur Verfügung, wo das Internet live demonstriert wurde.

Diese Vorführung im BRF sollte auch den weiteren Ausbau des lokalen Internetzugangs in Ostbelgien vorantreiben. Im BRF standen 2 Räume zur Verfügung, die durch Euregio.Net angemietet werden konnten, um den lokalen Knotenpunkt in der Zone 087 zu starten. Mehr hierzu später…

Zu diesem Anlass wurde auch eine spezielle Beilage zum Grenz-Echo publiziert, in der der ganze Umfang des Internet vorgestellt wurde. Diese Beilage provozierte einige Leserbriefe (vor allem aus der Politik). Das Layout der Beilage war dem Layout des Grenz-Echo’s ähnlich, wodurch verschiedene Leser irritiert waren. Aber einige Euregio.Net Kunden nahmen es auf sich, diese Leserbriefe wiederum kritisch zu beantworten und die positiven Internet-Möglichkeiten hervorzuheben.

Informationen und Suchmaschinen

Am Anfang des Web’s gab es nur einige Tausend Internet-Seiten. Schon 1995 waren 250.000 Web-Server an das Internet angeschlossen. Die Zahl der Seiten stieg bis Ende 1996 auf ca. 60 Millionen an.

Diese Fülle an Information wurde immer schwieriger zu durchforsten und förderte somit den Aufstieg der Suchmaschinen. Bis dato wurden die Informationen im World Wide Web in Verzeichnissen eingetragen, allerdings konnte man nicht auf den Inhalt der Seiten suchen, sondern nur auf den Eintrag in solchen Verzeichnissen, wie z.B. Yahoo. Anfangs war Yahoo noch bekannt unter dem Namen „Jerry’s Guide to the World Wide Web“.

Eine der ersten grossen Suchmaschinen war WebCrawler, der am 20. April 1994 an den Start ging. Lycos machte seine Suchresultate auch 1994 verfügbar und überholte WebCrawler schnell. Der Durchbruch der Suchmaschinen kam mit Launch von Altavista im Dezember 1995 damals noch unter der Adresse http://altavista.digital.com. Erst 1998 stieg Google in den Kampf der Suchmaschinen ein und scheint diesen für sich entschieden zu haben.

Um das Internet auch für Ottonormal-Bürger (und -Politiker) interessant zu machen, musste natürlich auch lokale Information zur Verfügung stehen. Euregio.Net erstellte diese Informationsseiten in Eigenregie mit Hilfe von verschiedenen Institutionen: z.B. der lokale Veranstaltungskalender mit mehr als 3000 ostbelgischen Veranstaltungen pro Jahr, die ostbelgische Firmendatenbank, das Vereinsregister, in dem alle Vereine sich vorstellen konnten, sowie kommerzielle Informationen zu verschiedenen lokalen Unternehmen usw.

Ausdehnung der Internet-Infrastruktur auf die Zone 087

Euregio.Net hatte schon beim Tag der Offenen Tür im BRF Funkhaus festgestellt, dass ein grosses Interesse am Internet im Eupener Land bestand. Allerdings musste dortige Internet-Benutzer immer in die Nachbarzone telefonieren, was mit höheren Telefonkosten verbunden war. Um diesen Kunden entgegenzukommen, entschied Euregio.Net sich für den Ausbau seiner Internet-Infrastruktur und einer eigenen Modem-Anlage in Eupen.

Als Standort wurde das BRF-Funkhaus gewählt, wo 2 Räume angemietet werden konnten. Die Planung und Installation des neuen Knotenpunkten nahm 3 Monate in Anspruch. Anfang Mai 1996 wurde die Anlage dann in Betrieb genommen. Gleichzeitig erschien die oben erwähnte Beilage zum Grenz-Echo.

Der Knotenpunkt in Eupen benutzte folgenden Systeme:

  • Belgacom Syrar 30 für die 128Kbps Standleitung nach Brüssel
  • Cisco 4500 Router für die Standleitung und ISDN-Anschlüsse
  • Cisco 2511 Router für die Modem-Anlage
  • MultiTech Modem Rack mit 12 Modems (14.4 Kbps)
  • Pentium PC für DNS und Mail
  • Apple Workgroup Server 8150 für die Websites
  • Quadra 650 für die erste ostbelgische Suchmaschine
  • Macintosh Performa 5200 für die System-Überwachung und Beeper-Alarm

Ausserdem wurde in Funkhaus ein weiteres Euregio.Net Büro eröffnet und diente zeitweilig auch als CyberCafé, dass jedem die Möglichkeit bot im Internet zu surfen. Diese Räumlichkeiten wurden auch für Schulungen benutzt.

Der Knotenpunkt in Wirtzfeld wurde umgebaut, damit die Internet-Verbindung nicht mehr direkt nach Brüssel ging, sondern via ISDN nach Eupen, wo die Standleitung nach Brüssel zur Verfügung stand.

Hierdurch konnten die monatlichen ISDN-Kosten nach Brüssel reduziert werden, da sich der Eifler Knotenpunkt nur in die Nachbarzone einwählen musste. Eine eigene Standleitung von Wirtzfeld nach Brüssel wäre zu kostspielig geworden, denn schon die Leitung zwischen Eupen und Brüssel kostete mehr als 200.000 BEF im Monat.

Der grosse Vorteil für Euregio.Net Kunden gegenüber anderen Anbietern, die sich nun auch in der Zone 087 installierten, war, dass Euregio.Net’s Leitung direkt nach Brüssel ging und keine anderen Zonen die selbe Leitung teilen mussten. Andere Provider verknüpften mehrere Zonen (z.B. 087 -> 04 -> 016 -> 02) wodurch es abends zu Engpässen bei der Bandbreite kam.

Zusammenlegung der Telefonzonen

Nachdem Belgacom den Internet-Provider Skynet aufgekauft hatte, wurden die Telefonzonen in Belgien neu gruppiert. Ob dies zufällig geschah oder in Zusammenhang mit der Skynet-Übernahme entzieht sich unserem Wissen.

Die neue Preisstruktur der Telefonzonen machte es nunmehr möglich, eine ganze Provinz durch einen einzigen Knotenpunkt zu bedienen. Somit wurde Euregio.Net’s Knotenpunkt in Wirtzfeld überflüssig, denn die Telefonkosten waren gleich, egal ob man von der Zone 080 oder 087 aus telefonierte.

Um seine Infrastruktur zu optimieren, entschied Euregio.Net den Knotenpunkt von Wirtzfeld nach Eupen zu verlegen. Somit fielen die ISDN-Kosten zwischen Wirtzfeld und Eupen weg. Die Modem-Anlage und Server aus Wirtzfeld wurden also in Eupen installiert, wo die Anlage auf 24 Modems und 16 ISDN-Kanäle anstieg.

Die Modems, die Euregio.Net einsetzte wurden nach und nach auf höhere Geschwindigkeiten umgeschaltet. So standen erst 19.2 Kbps, dann 28.8 Kbps und schliesslich 33.6 Kbps zur Verfügung.

Auch die Bandbreite zwischen Eupen und Brüssel wurde wegen verstärkter Auslastung aufgestockt auf 256 Kbps und schliesslich auf 512 Kbps. Als deutlich wurde, dass diese Bandbreite nur noch einige Jahre reichen würde, wurden Pläne für eine neue Netzwerk-Infrastruktur angegangen.

Im Jahr 2000 gab es eine erneute Umschaltung der Modem-Anlage, nachdem Belgacom sogenannte Internet-Telefonnummern eingeführt hatte. Diese neue Modem-Anlage erlaubte es auch, dass alle Leitungen nunmehr auf 56 Kbps laufen konnten. In jeder Provinz gab es jetzt auch eine Einwahlnummer, wodurch Euregio.Net nicht mehr nur lokal und regional arbeitete, sondern nationale Knotenpunkte anbieten konnte. Diese virtuellen Nummern wurden direkt mit der Anlage in Brüssel verknüpft.

Dritter Ausbau der Infrastruktur

Immer mehr Internet-Benutzer verfügten über ADSL-Anschlüsse und dementsprechend schnellen Leitungen. Darum musste Euregio.Net eine Lösung finden, um seine Bandbreite aufzustocken. Die Leitung zwischen Eupen und Brüssel konnte aus Kostengründen nicht aufgestockt werden, da diese schon monatlich 200.000 BEF verschlangen.

Deshalb wurd Anfang 2003 der Entschluss gefasst, die gesammte Internet-Anlage von Eupen nach Brüssel umzuziehen.

Im April 2003 war es schliesslich soweit. Euregio.Net konnte nunmehr über 100 Mbps Bandbreite in Brüssel verfügen. Während die neue Anlage in Betrieb genommen wurde, liefen die Server in Eupen weiter. Die Websites wurden nachts nach Brüssel transferiert und dann der DNS umgeschaltet, wodurch es zu keinen Ausfällen kam. Die E-Mails und Seitenabrufe funktionierten weiterhin, ohne dass die Umschaltung nach aussen hin sichtbar war. Der einzige Unterschied bestand in der Bandbreite, die nunmehr um ein vielfaches grösser war.

Die Infrastruktur in Brüssel umfasst unter anderem:

  • Dell PowerEdge Server mit FreeBSD für Mail/DNS
  • Pentium IV Server für Mail/DNS
  • Pentium II Server für Mail/DNS
  • 6 XServe G4 und G5 (Dual-Prozessoren + RAID)
  • 4 PowerMac G4 Server
  • Fortigate Firewall
  • Gigabit Backbone-Switches
  • APC Masterswitches
  • Cisco AS5200
  • 2x Cisco 2511
  • ca. 20 Terabytes an Festplatten

Euregio.Net verwaltet inzwischen mehr als 1500 Domain-Namen für lokale, regionale, nationale und internationale Unternehmen, Institutionen und Verwaltungen. In den letzten 11 Jahren wurde mehr als 1 Million Euro in den Ausbau des ostbelgischen Internet gesteckt.

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